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Schnelle Vorkalkulation ohne Stückliste

Zielsetzung

In diesem Tutorial lernen Sie, wie Sie mit Hilfe der Schnellkalkulation mit fast beliebiger Genauigkeit eine Vorkalkulation durchführen können, ohne extra eine Stückliste schreiben zu müssen.

Damit wir hier nicht im luftleeren Raum arbeiten, nehmen wir uns ein konkretes Beispiels vor, einen Schreibtisch mit Container und einem Displayhalter. Neben klassischen Schreinermaterialien benötigen wir hier auch Zukaufteile, sowohl standardisierte als auch individuell angefertigte.

Durchführung

Um dieses Tutorial durchführen zu können, sollten Sie wissen, wie Sie ein einfaches Projekt anlegen.

Erfassen Sie dann eine neue, leere Position und wechseln Sie dann in die Bearbeitung der Position. Ihr Bildschirm sollte dann ungefähr so aussehen:

Falls das nicht der Fall ist, ändern Sie die Anzahl der Position auf "3" und erfassen Sie zumindest eine kurze Bezeichnung.

Wechseln Sie nun auf den Reiter Kalkulation. Sie sehen diesen Dialog:

Sowohl die Liste mit Materialien als auch die Zeiten enthalten in unserem Fall Einträge. Es handelt sich hier um Vorgaben. Diese Vorgaben bestimmen Sie direkt im Artikel bzw. in der Kostenstelle. Nutzen Sie Vorgaben als eine Art Checkliste, damit Sie wesentliche Elemente nicht vergessen. Gerade bei den Zeiten ist das besonders sinnvoll.

Wir gehen nun wie folgt vor:

  • Materialaufwand ermitteln
  • Arbeitsaufwand ermitteln
  • Kosten durch passende Aufschläge ergänzen
  • Verkaufspreis finden

Materialaufwand ermitteln

Für den Schreibtisch benötigen wir auf jeden Fall eine Schreibtischplatte. Wir entscheiden uns für eine kunststoffbeschichtete Spanplatte mit passenden Kanten in etwas stärkerer Ausführung. Dazu den Container mit Platten in Standardstärke. Hier wissen wir, dass Beschlagshersteller Auszugssysteme liefern. Des weiteren der Monitorhalter, der von einem uns bekannten, darauf spezialisierten Metallbauer geliefert wird. Den Preis müssen wir anfragen.

Wir wählen zuerst die Platte aus und tragen die passende Abmessung ein. Das sieht auf dem Bildschirm dann so aus:

Dann speichern wir die Daten durch Klick auf die Schaltfläche "Neu".

Jetzt holen wir uns noch eine dünnere Platte mit gleichem Dekor und überschlagen den Materialbedarf für den Container:

Als nächstes die Kanten. Hier verwenden wir die Kanten, die zufälligerweise schon als Vorgabe in der Liste stand, andernfalls wählen Sie diese wie gehabt aus. Überschlägig die gleiche Kante für alle Stärken. Das können wir in der Bemerkung so festhalten. Wir passen den Preis leicht an, weil wir zufälligerweise eine noch Rechnung des Lieferanten vorliegen haben, die einen höheren Preis ausweist.

Nun die Beschläge für die Auszüge. Auch hier machen wir es uns leicht und suchen einfach angenähert passende Auszüge aus. Direkt danach fügen wir noch Griffe und ein Schloss hinzu.

Die Displayhalterung fragen wir beim Lieferanten an. Da es sich um eine Vorkalkulation handelt und wir noch keinen Auftrag haben, erfassen wir keinen Artikel, sondern geben nur eine Beschreibung und den Preis ein. Aus dem EK rechnet profacto dann automatisch beim Speichern einen KK und einen VK aus.

Die drei Schreibtische sollen versandt werden, daher brauchen wir noch eine Verpackung. Da das Ganze per Container versendet werden soll, bauen wir eine einzige grosse Verpackungsbox, die mit dem Stapler transportiert werden kann. Da wir drei Schreibtische haben, aber nur eine Box bauen wollen, kreuzen wir die Option "Fix" oben rechts an, tragen einen geschätzten Preis für die Box ein und fügen sie hinzu. Der Preis wird nur einmal eingerechnet.

Damit haben wir den Materialaufwand einigermassen genau ermittelt.

Arbeitsaufwand ermitteln

Nun wollen wir ermitteln, wie lange wir für Planung, Produktion und Verpackung der drei Tische benötigen.

Im Bereich der Kostenstellen sind schon jede Menge Einträge vorhanden, wir müssen hier also nur noch die entsprechende Zeile anklicken und einen Wert in Stunden oder Minuten eintragen.

Wir beginnen mit der Arbeitsvorbereitung, Kostenstelle 800: Wir nehmen an, dass wir für Zeichnung, Stückliste und Materialbeschaffung 2 Stunden brauchen. Dieser Wert ist unabhängig von der Anzahl der Tische, daher kennzeichnen wir diesen Eintrag mit "Fix".

Weitere Werte zur Komplettierung:

  • Zuschnitt, Kostenstelle 204: 30 min
  • CNC-Bearbeitung, Kostenstelle 212: 45 min
  • Bekanten, Kostenstelle 208: 30 min
  • Beschläge anbringen, Kostenstelle 100: 90 min
  • Verpacken, Kostenstelle 400: 60 min

Das Ergebnis sieht dann so aus:

Damit haben wir den Zeitaufwand beschrieben. Das Verhältnis Material zu Zeit ist etwas ungewöhnlich, ist aber dadurch begründet, dass die Transportkiste komplett unter Material kalkuliert wurde. Weiterhin verwenden wir relativ teure Beschläge.

Wie Sie sehen, wurden bei manchen Zeiten noch Bemerkungen ergänzt, um besser zu verstehen, wie kalkuliert wurde.

Kosten durch Aufschläge ergänzen

Die nun ermittelten Kosten müssen wir noch besser verstehen. Wenn Sie die Schaltfläche "Kalkulationseinstellungen" anklicken, öffnet sich der folgende Dialog:

Die Bewertung der Kosten erfolgt über die Kalkulationsbasis. Normalerweise wird über den Kalkulationspreis kalkuliert, der bereits Gemeinkosten beinhaltet. Kalkulieren Sie über den EK-Preis, dann fehlen Ihnen unter Umständen wichtige Kostenblöcke, andererseits wird Ihr Endpreis ggf. attraktiver. Kalkulieren Sie über den VK-Preis, dann machen Sie sich zunutze, dass unterschiedliche Artikel unterschiedliche VK-Aufschläge haben. Der Endpreis wird dadurch nicht unbedingt zu teuer, wenn Sie ansonsten auf weitere Aufschläge verzichten.

Wir gehen an dieser Stelle von der Kalkulation über den KK-Preis aus.

Nach der Summenbilderung über die Fertigungskosten können wir nun noch Aufschläge hinzufügen. Im Bild zu sehen sind dies Gemeinkosten für Verwaltung und Vertrieb, Skonto und Provision.

Dann folgen Gewinnaufschläge getrennt für Material und Zeiten. Dadurch können Sie besser steuern, wo wieviel aufgeschlagen werden soll.

Verkaufspreis ermitteln

Der sich so ergebende Netto-VK kann nochmals um Skonto und Rabatt erhöht werden. Diese Aufschläge werden im Hundert gerechnet, Sie können hier also Werte eintragen, wie Sie dies tun würden, wenn Sie einen echten Bruttoendpreis reduzieren würden.

Daraus erhalten wir dann einen Brutto-VK, der noch durch die Anzahl geteilt wird. Diesen Einzel-VK können Sie so stehenlassen oder aber manuell überschreiben. In letzterem Fall wird die Schnellkalkulation vom Preis entkoppelt. Sie nutzen das, um entweder runde Preise zu erhalten oder den Marktpreis nach Ihrem Gutdünken anzupassen.

So oder so führt das Überschreiben des Einzelpreises dazu, dass alle Änderungen in der Kalkulation keinen Einfluss mehr auf den Preis haben. Das kann man auch gut nutzen, um alle möglichen Szenarien zu probieren, wenn man schon einen Preis ermittelt hat.

Zusammenfassung

In diesem Tutorial haben Sie gelernt, welche Verfahrensweisen Sie anwenden können, um schnell und mit beliebiger Präzision auf klassische Art einen Preis zu kalkulieren. Es gibt noch eine Reihe weiterer Feinheiten, die in diesem Zusammenhang Sinn ergeben. Denkanstösse:

  • Die Bezeichnungen der kalkulierten Materialien können in die Projektposition übernommen werden.
  • Anstatt mit Rohmaterialien zu kalkulieren, kann man sich auch Baugruppen als Artikel erzeugen, die Dinge wie Korpusse, Schubkästen, Türen etc. fertig kalkuliert enthalten und die dann nur noch kombiniert werden müssen.
  • Vorgabezeiten können auch als Prozentwert mit den Materialkosten in Beziehung gesetzt werden.